Menü |
Die Benutzung von Sprache und Schrift sind Kennzeichen unserer menschli-chen Kultur. Einige mögen sich langsam daran gewöhnen, sich mit maximal 160 Zeichen via Twitter zu verständigen. Die GDL Bayern will das nicht. „Un-sere Mitglieder haben große Sorge, dass die Deutsche Bahn die Latte bei den Qualifikationsanforderungen noch weiter nach unten setzt. Da wird schon gewitzelt, man könne auch noch auf den Lebenslauf verzichten, wenn ein freundliches ‚Grüß Gott‘ doch ausreichend ist“, so Uwe Böhm, Bezirks-vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer in Bayern. Allein auf das Bewerbungsschreiben zu verzichten sei zwar per se noch kein Weltuntergang. Diese Maßnahme ist aber Teil eines schleichenden Prozesses, den die GDL schon länger beobachtet. „Diese Entwicklung ist nicht gut für die Reisenden und schon gar nicht für Lokomotivführer und Zugbegleiter“, so Böhm. So verlangt zum Beispiel der Flächentarifvertrag für das Zugpersonal als persönliche Voraussetzung für den Beruf des Lokomotivführers den vorzugsweisen Abschluss der mittleren Reife oder einen innerhalb der EU vergleichbaren anerkannten Schulabschluss. Vorzugsweise bedeutet, dass davon abgewichen werden kann: eine Ausnahme, die im Einzelfall sinnvoll sein kann, aber von der alle Eisenbahnverkehrsunternehmen immer mehr Gebrauch machen. Auch innerbetrieblich verschieben sich die Standards. Die Frage, ob und wie oft Lokomotivführer auf Simulatoren trainieren können, werde zunehmend an den Kosten und dem Wettbewerb zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen festgemacht. Vor einigen Jahren noch sei es Standard gewesen, dass in den jährlichen Dienstunterrichten Zugunglücke, wie zuletzt im bayerischen Aichach, regelmäßig analysiert und ausgewertete wurden, um daraus Lehren für die Zukunft zu ziehen. Das finde kaum noch statt. Nicht nur die Deutsche Bahn, auch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen haben Personalprobleme. So fehlen bundesweit 1 200 Lokomotivführer. Die GDL-Bayern befürchtet, dass auch die Wettbewerbsbahnen die Bewerbungsschreiben abschaffen. Böhm: „Selbst wenn diese Anschreiben schon fast standardisiert sind, ist der Verzicht darauf das falsche Signal. Die Deutsche Bahn ist Marktführer auf der Schiene, ein weltweit agierender Großkonzern und zu 100 Prozent im Eigentum des Bundes. Damit trägt sie eine hohe Verantwortung in der Gesellschaft, letztlich auch für eine Kultur des zwischenmenschlichen Miteinanders in den Zügen. Die Kunden erwarten zu Recht, dass Lokomotivführer und Zugbegleiter stets korrekt, sorgfältig, verantwortungsvoll und auf technisch hohem Niveau arbeiten. Solche Menschen können auch mit wenigen fehlerfreien Sätzen beschreiben, warum sie Tag und Nacht für die Reisenden unterwegs sein wollen: Denn sie sind am Ende die Einzigen auf dem Zug, die alles tun, wenn wieder einmal nichts mehr geht, weil das Management versagt hat.“ Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) • Bezirk Bayern Karlstraße 54 a • 80333 München • Tel.: (089) 2 17 55 28 10 • gdl-bayern@gdl-bayern.de |